Hat diese Sache, die wir üblicherweise „Altwerden“ nennen wirklich die Natur von Leid?
Nur wenn wir uns vom gesellschaftlichen Reglement, von den weltlichen „Spielregeln“ vermeintliche Ideale einreden lassen, wenn wir uns eine Welt verkaufen lassen, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat, ja – dann kann „Altwerden“ tatsächlich leidvoll sein. Denn wenn nur ein kurzer Abschnitt unseres körperlichen Daseins, also nur eine bestimmte Phase unserer ständigen Veränderung als potenziell, wertvoll oder gar liebenswert gilt, kann der Rest nur schrecklich sein.
Aber glaubt allen Ernstes jemand daran, dass das die Wahrheit über das Leben sein kann?! Dass „Leben“ so gemeint ist?
Mal genau betrachtet:
„Leben“ heißt „Ständige Veränderung“. Von der ersten Minute unseres körperlichen Lebens verändern wir uns unentwegt. Genau diese Veränderung macht „Leben“ überhaupt möglich. Es gäbe kein Leben, gäbe es die Veränderung nicht.
Nur weil es Veränderung gibt wird aus der Eizelle ein Embryo und aus dem Embryo ein Baby und aus dem Baby ein Kind… usw. Es gibt kein unabhängiges, unveränderliches Selbst von irgendjemandem oder von irgendetwas. Zu keinem Zeitpunkt und an keinem Ort. Das was wir von uns erleben ist immer nur ein bestimmter, momentaner Zustand eines unentwegten Veränderungsprozesses. Die „Welt“, die alles bewerten muss/will, nennt diesen Prozess „Altwerden“. Die „Welt“ hat im Laufe der Zeit ein ganz eigenes Wertegesetz aufgestellt. Das was zu bevorzugen ist, das was abgelehnt werden sollte, das was attraktiv ist und das was als uninteressant oder wertlos einzustufen ist. Dieser „Maßstab“, nur dieser „Maßstab“ führt zum Leid, nicht das Leben selbst. Jeder hat die Wahl, sich für den weltlichen Maßstab, der die Wirklichkeit ignoriert, oder das Leben selbst zu entscheiden.