Das Leben missverstehen
Der Ursprung des menschlichen Leids, Selbstzweifel, Unzufriedenheit, Alleinsein, Ängste, Sehnsüchte, Minderwertigkeit, der Kampf um Anerkennung… etc. liegt im falschen Verständnis von Leben. Der natürliche Reifeprozess macht es geradezu notwendig, dass uns unser Intellekt immer wieder auf eine falsche Fährte lockt. Er definiert das Leben auf eine äußerst relative, aber vor allem auf eine dualistische Weise. Das eine ist gut, das andere weniger gut oder sogar schlecht Das eine ist zu groß, das andere zu klein, das eine zu alt, das andere zu jung, das eine zu intelligent, das andere zu dumm, das eine hässlich, das andere schön, qualifziert/nicht qualifziert, brauchbar/nicht brauchbar… usw.
So erklärt uns unser Intellekt die Existenz aller Dinge und Gegebenheiten. Das Leben, unser Unterbewusstsein, unsere „Seele“, unser „Herz“ macht niemals diese Unterscheidungen. Mit Recht. Denn betrachten wir „alles was ist“ einmal genau (hier beginnt der beabsichtigte Reifeprozess des Lebens) so finden wir keine wirklich existierenden Unterschiede. Jedenfalls nicht in dieser trennenden Art und Weise, wie wir es unserem Intellekt, unbewusst, abkaufen.
Betrachten wir „Existenz“ doch einmal ganz genau. Damit das eine vom anderen abgetrennt sein kann, braucht es die Fähigkeit, aus sich selbst heraus existieren zu können. Also ohne fremdes Zutun. Eine solche Existenz gibt es nicht. Alles, aber auch alles was existiert, existiert weil etwas anderes auch existiert. Nichts kann ohne das Mitwirken von etwas anderem hervorgebracht werden. Und ebenfalls nichts, kann ohne das Mitwirken von etwas anderem seine Existenz erhalten. Also ist das Eine, weil das andere ist. Das Eine bringt etwas anderes hervor. Somit ist alles miteinander verbunden. Wie könnte also irgendetwas weniger wertvoll sein, als das Andere. Wie kann jemand auf die Idee kommen, selbst nicht zu genügen?! Wenn doch jede Zelle ein unentbehrlicher Teil dieses großen Ereignisses ist und jeder dem gleichen Gesetz von Leben folgt.
Nun könnte man sich fragen, „Warum gibt es die Fähigkeit zu diesem Missverständnis. Warum können wir nicht einfach mit dem richtigen Verstehen von Leben auf die Welt kommen?!“
Weil wir nichts durchdringen können, nichts wirklich erfassen können, wenn wir nicht zunächst das Gegenteil davon erfahren haben. Der Sinn der Reife ist es nicht nur verstandesmäßig zu verstehen, sondern die leibhaftige Erfahrung gemacht zu haben. So wie wir niemals erfassen können, was es bedeutet zu lieben, wenn wir niemals das Gegenteil von Liebe er-leben. Daher ist das Leid niemals eine Strafe, Pech oder gar eine Folge aus Minderwertigkeit. Im Gegenteil… Leid ist die Gelegenheit dem Erleben von Glück, von Liebe näher zu kommen.